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Lese ich „Infografik“ bekomme ich Würgereflexe

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Ich habe eben ein Telefon auf die harte Tour beendet. Einfach aufgelegt. Das halte ich durchaus für ein sehr rüdes Verhalten. Aber ich bedauere es nicht. Der junge Mann rief als Vertreter seiner Firma an, die da Sachen im Internet macht. Er hätte mir vor ein paar Tagen eine E-Mail geschickt. Mit einem Hinweis auf einen tolle, mega interessante Infografik. Jupp, habe ich kurz geantwortet, kann sein. Solche Mails nehme ich nicht mehr wahr. Und wenn ihr denn wollt, dass ich Eure Grafik auf meiner Seite einbinde, dann müsst ihr dafür bezahlen. Jaja, meinte er hastig, aber die Grafik wäre wirklich interessant. Vor allem für meine Leser. Und tschüss sagte ich. Und legte auf.

Jetzt mal unter uns. Und ja, ich habe auch schon in Agenturen gearbeitet, aber diese waren nicht wie Drück-Kolonnen organisiert. Ihr habt einen Kunden. Dem erzählt ihr eine fantastische Geschichte. Nämlich, dass Infografiken der absolute Oberknaller im social web sind! Absoluter Knaller! Vollkommen viral. Rennt wie geschnitten Brot. Der Kunde vertraut dann Eurem fachkundigen Urteil. Er hat sich ja schliesslich mit Experten eingelassen. Er bezahlt dann also eine Menge Geld für eine dieser hübschen Infografiken. Das steckt ihr Euch schön in die Tasche. Und schickt ihr mir eine Mail. Da frage ich mich dann schon, ob das überhaupt rechtens ist. Und wenn ich mal richtig viel Zeit habe, dann freunde ich mich mit einem Abmahnanwalt an. Nur so. Und wenn ich auf Eure Mail nicht reagiere, dann ruft ihr mich tatsächlich an, mit der „Bitte“ die tolle, hoch informative Grafik einzubinden? Im letzten Fall war es noch nicht mal eine Agentur. Sondern die Firma, die sich da im Rahmen der Infografik ins rechte Licht rücken wollte, selbst. Da ist nach meinem Werteverständnis aber ganz genauso verwerflich.

Wenn eure Infografik so interessant wäre, dann wäre mir sie ja schon längst aufgefallen und dann hätte ich sie auch schon längst eingebunden. Ist sie aber in 99% aller Fälle nicht. Null. Was mich aber freut – ihr habt wohl genug Budget um einen Junior Irgendwas für Stunden ans Telefon zu setzen. Damit er irgendwelchen Hobbybloggern solange ein Ohr abkaut, bis sie das Ding für Euch verteilen. Und ihr dann an Euren Kunden oder Chef einen feinen Report schicken könnt, wie doll sich doch diese Grafik verteilt hat?

Unter Umständen – aber hey, was kenne ich mich denn aus? Unter Umständen solltet Ihr Euch vielleicht nicht das ganze Budget in die Tasche stecken, sondern mal anfangen, den großen Teil beiseite zu legen und das Geld zu benutzen, um die Verteilung voran zu treiben.

Und nur, um das Fass vollend überlaufen zu lassen. Ich soll das Bild einbetten. Ok, es gibt Leute, die da meinen, dass die Ladegeschwindigkeit einer Seite mittlerweile ein wichtiges Ranking-Kriterium ist. Aber gut, was wissen die denn schon. Und das Einbinden von Inhalten auf anderen Servern, das macht ja kaum etwas aus, richtig?

Wenn ich für jede super informative Infografik, die mir in den letzten 2 Jahren aufgedrängt worden ist, 100 Euro bekommen hätte, dann wäre das mittlerweile genug Geld für einen schönes, gebrauchtes Auto gewesen.

Lasst mich bitte einfach in Ruhe! Danke!

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