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Untergang der Online-Werbung

In einem lebenswerten Beitrag bei Werben & Verkaufen lässt sich Media-Experte und Buchautor Thomas Koch über die Zukunft der Online-Werbung aus. Also am Ende des Tages auch ein Teil meiner aktuellen Einkünfte, wenn auch kein besonders Großer.

[…] Seit zwei Jahren tobt in den USA eine Diskussion um Betrug bei der Onlinewerbung durch Fachzeitschriften und Blogs, die inzwischen auch die Wirtschaftspresse hellhörig macht. Eine Diskussion, die – sagen wir mal diplomatisch – in Deutschland bislang niemand so recht aufgreifen wollte. […] Andererseits aber auch davon, dass in einem beispielhaften Monat 72 Prozent der bei FT.com programmatisch eingekauften Ad Impressions betrügerischen Ursprungs waren. […] Die alleinigen Opfer sind einfach auszumachen: Es sind eindeutig die Werbekunden. […]

Der gute Thomas Koch wird sich ja auskennen. So als Media-Experte. Ich frage mich aber schon, ob man die Werbetreibenden wirklich als Opfer sehen sollte. Fakt ist doch, dass diese ganze Online-Banner/Ad-Geschichte mit gesundem Menschenverstand betrachtet auch nicht wirklich funktionieren kann. Wenn ich mir allein diverse Portale ansehe, die ja mitunter vielen Internetnutzern als Startseite dient wie beispielsweise gmx.net oder web.de, dann sollte man doch ohne große Expertise erkennen, dass Werbung da überhaupt nicht wahrgenommen werden kann. Sieht man sich dann Online-Auftritte von Autobild.de oder auto-motor-und-sport.de, aber auch spiegel.de genauer an, so kann man kaum noch verstehen, dass sich Interessierte die Seiten überhaupt noch ansehen. Jede Bild-Galerie ist als Clickbait aufgebaut. Bei jedem Klick wird die Werbung neu eingeblendet und teilweise auch noch rotiert.

Gut. Jetzt kann man ja sagen, dass sich die Werbetreibenden auch nicht jede Seite ansehen können, auf denen sie Werbung schalten. Aber dann – ähneln sich die Seiten eben doch sehr. Und wer sich von einem Experten wirklich glauben machen lässt, dass dies eine funktionierende Form der Werbung ist, kann meiner bescheidenen Meinung nach auch nicht viel auf den Hacken haben.

Aber dann. Na sicherlich ist es für einen Mitarbeiter viel entspannter wenn er vermelden kann, dass die neue Ad-Kampagne mal eben am ersten Tag mit zig Milliarden Impressions gestartet ist. Wer fragt da denn schon, wie viele Nutzer die Werbung überhaupt wahrgenommen haben. Aber ich verstehe das schon. Um auf kleineren Seite zu werben, müsste man sich ja mit unzähligen kleinen Vermarktern zusammen setzen. Das würde vielleicht in Sachen Awareness eine ganze Menge bringen, kostet aber eben entsprechend viel Arbeitszeit.

Ich bin in der Tat sehr gespannt, wie es mit der Online-Werbung weitergeht. Auf der einen Seite Klick/Impressionbetrug und Adblocker auf der anderen Seite die klassischen Medien mit denen immer weniger Leute erreicht werden. Aber bei einem bin ich mir sicher – ich sehe die Werbetreibenden nicht als Opfer.

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