Vor ein paar Jahren hatten wir in der unmittelbaren Nachbarschaft einen Jungen, der gerne mit meinem älteren Nachwuchs gespielt hat. Der Bengel hatte mit 5 Jahren schon einen eigenen Fernseher in seinem Zimmer und erzählte uns an einem schönen Sommertag, dass er auch ein (1, in Worten EINS) Buch besitzen würde.
Ich war ein wenig schockiert, muss ich gestehen. Ich selbst bin sehr dankbar dafür, dass mich meine Mutter nicht nur mit langen Spaziergängen (meine Kinder würden es Gewaltmärsche nennen) hat aufwachsen lassen. Auch viel Lesen gehörte bei uns einfach zum Alltag. Bücher waren bei uns zu Hause ein hohes Gut. Meine Frau hat den gleichen Hintergrund und so sind wir auch mehr als glücklich, dass unseren Kindern das Lesen auch so viel Spass macht.
Ich selbst allerdings, habe ich den letzten drei, vier Jahren nicht mehr viel gelesen. Allenfalls im Urlaub habe ich mal ein Buch in die Hand genommen. Ich lese den ganzen Tag so viel im Internet, da mag ich abends dann nicht noch ein Buch zur Hand nehmen. habe ich mir oft selbst gesagt. Im vorletzten Urlaub war es in unserem Ferienbunker dann aber so langweilig, dass ich all meine Bücher, wie auch die Bücher des Nachwuchses schon am dritten Tag durchgelesen hatte. Und da mein Nachwuchs nur den ersten Teil einer Fantasy-Serie dabei hatte, habe ich dann die weiteren Teile auf dem iPhone gelesen. Was für eine Quälerei.
Nun war ich seit 1997 durchaus in technischer Hinsicht immer ein early adopter, zwischenzeitlich hat sich das aber gelegt und ich muss nicht alle technischen Neuerungen sofort kaufen. Als Vielflieger habe ich in den letzten 2 Jahren oft genug Leute mit einem eBook-Reader im Flieger sitzen sehen und die dann eher belächelt. Warum sollte ich mir denn bitte so ein Teil kaufen, mit dem ich nichts anderes machen kann, als Bücher lesen. Dann doch lieber ein iPad oder ein anderes Tablet. Tztztztz. Narren.
Im Zuge eines „Ich muss mich für das harte Jahr belohnen und will etwas technisches Konsumieren„-Gefühls Anfang Dezember habe ich mir dann doch mal so ein Kindle Paperwhite bei Amazon bestellt. Wir hatten in den letzten Monaten doch auch ein, zwei Mal dieses Thema, weil unser Büchregal, was schon ein paar Kubikmeter in unserem bescheidenen Haus einnimmt, mittlerweile überquillt und man ja Bücher nicht wegwerfen will. Meine Frau war eher gegen so ein eBook-Reader, weil sie die Haptik eines Buches eben so mag. Nun gut, bestellt, ausgepackt, geladen und ein erstes Buch zum Testen gekauft.
Zwei Tage lang habe ich den Amazon Kidle Paperwhite dann nicht mehr aus der Hand gelegt und das Buch – zugegeben nichts, was man als anspruchsvolle Literatur bezeichnen würde: Die Drachenflüsterer-Saga: Drei Romane in einem Band (Heyne fliegt) – verschlungen. Seitdem komme ich mir sehr, sehr dumm vor. Weil ich nicht schon viel früher einen Kindle gekauft habe.
Nein, die Haptik des Blätterns kann das Ding nicht ersetzen oder simulieren. Und auch fühlt es sich überhaupt nicht an wie ein Buch. Aber alles andere ist einfach nur verdammt praktisch. Es fängt für mich damit an, dass der Kindle kompakt ist und ich ihn ganz bequem mit ins Handgepäck stecken kann. Das war bislang mit Büchern immer eher sperrig und nervig. Zudem kann man wirklich ganz bequem überall lesen. Im Hellen, im Dunklen, bei Kunstlicht wie in der Sonne. Aber insbesondere im Dunklen ist es praktisch. Die Hintergrundbeleuchtung kann man einstellen und wenn ich nachts lese, störe ich damit niemanden. Auch ist es eine ganz nette Art des Lesens, quasi im Dunklen zu sitzen und zu lesen. Hach, ich mag das. Auch beim Lesen selbst finde ich es ungemein angenehm, dass ich mal eben die Schriftgröße und -art per Knopfdruck ändern kann. Wie auch den Zeilenabstand und den Rand zur Bildschirmseite. Je nachdem, was und wann ich lese, habe ich mir das mal eben angepasst. Praktisch. Nein, das muss man nicht haben, aber wenn man es hat, ist es praktisch. Auch und vor allem, wenn die Augen altersbedingt anfangen einen auf Weitsichtigkeit zu machen.
Das Einkaufen der neuen Bücher ist einfach, wie auch die Verteilung der Bücher auf die Endgeräte. Geräte! Richtig. Zu Weihnachten habe ich noch zwei Kindle Paperwhite gekauft. Eben weil man die Bücher dann so schön verteilen kann. Man kann sich bei Amazon einen Familien-Kindle-Account einrichten. Zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder kann man damit verwalten. Erwachsene heisst in dem Fall „zwei unterschiedliche Amazon-Accounts“, Kinder heisst in dem Fall „vier Personen, die eingeschränkten Zugriff auf die Konten haben. Sie können nichts kaufen, aber die Erwachsenen können Ihnen Bücher zuweisen“. Die „Personen“ sind nicht an Endgeräte gebunden. Das hört sich vielleicht ansatzweise kompliziert an, ist aber eigentlich nur praktisch.
Genauso wie die eigene E-Mail-Adresse, die jeder Kindle hat. An diese E-Mail-Adresse kann man von einem gegebenen anderen E-Mail-Account (damit man hier nicht vollgespamt wird) auch andere Texte schicken. Das ist für mich ziemlich praktisch, so kann ich mir nämlich schön immer meine Reiseunterlagen als PDF auf den Kindle laden. Die Darstellung der PDF-Dateien empfinde ich eher als suboptimal, aber es geht für meinen Verwendungszweck. Wer da höhere Ansprüche hat, kann sich eigene Dokumente mit einer Software wie calibre (für Windows und MacOS verfügbar, kostenlos, Bedienung fand ich eher umständlich, habe mich dann aber auch nicht tiefer damit befasst) in ein eBook-Fomat umwandeln. Was bestimmt praktisch ist, wenn man irgendwelche längeren Arbeiten lesen möchte.
Amazon bewirbt ihr Endgerät mit „Akku hält wochenlang, nicht nur wenige Stunden“. Hm. Ich habe das Modell ohne 3G-Modul gekauft. Mir reicht WLAN, zumal ich ja selbst auf Reisen immer mein iPhone dabei habe und damit einen kleinen WLAN-Hotspot aufmachen kann. Der Kindle verfügt über einen Flugzeug-Modus und ich empfehle den auch immer zu aktivieren, denn das WLAN-Modul braucht man ja eh nur, wenn man sich etwas auf den Kindle laden will, in der restlichen Zeit zieht das Modul nur unnötig Strom. Ich meine, dass ich alle 2 Wochen den Kindle an den Strom gehängt habe. Am Rande, ein Netzstecker wird nicht mitgeliefert, wohl aber ein USB-Kabel.
Auf der Bestellseite des Kindle wird als Option gleich eine Schutzhülle (für 30 Euro) mit angeboten. Ich habe mich ein wenig geärgert, dass ich die damals gleich mit bestellt hatte, denn es gibt da zumindest ein schöneres Modell mit wie ich finde hübschem Ledereinband (17 Euro).
Seit meinem Kauf habe ich jetzt drei Bücher gelesen. Ich bin ehr glücklich mit dem Kindle und halte ihn für meine beste Anschaffung des Jahres 2014. Ich finde übrigens auch, dass er gut und bequem in der Hand liegt, hatte noch nie Probleme mit einer lahmen Hand oder ähnliches. Meine Frau ist mittlerweile auch sehr angetan, wie auch meine Mutter und der Nachwuchs.
Disclosure: In diesem Beitrag finden sich Links zu Amazon.de, die als sogenannte Affiliate-Links gesetzt wurden. Dass heisst, dass ich eine Verkaufsprovision von Amazon bekomme, wenn ein potentieller Interessant auf den entsprechenden Link klickt und etwas bei Amazon kauft. Wer meint, dass dies meine Objektivität in Frage stellt, sollte die entsprechenden Links nicht anklicken.
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