Artikelformat

Durch die Toskana morgens um 6 Uhr

Es gab mal eine Zeit, da bin ich morgens selbstverständlich um 5 Uhr aus dem Bett gesprungen, habe meine Laufsachen angezogen und bin meine 10 Kilometer gelaufen. Das war eine wirklich herrliche Zeit. Erst einmal hast Du um 6 Uhr morgens schon das erste Häkchen gesetzt und etwas Gutes geschafft, so dass der Einstieg in den Tag einfach gut ist. Zudem ist das Laufen nicht nur für meinen Körper gut, sondern auch Balsam für meine Seele. Bei keiner anderen Betätigung kann ich so hervorragend abschalten, oder mich zumindest voll und ganz auf einen einzigen Gedanken fokussieren.

Seit ein paar Jahren habe ich da nun schleifen lassen. Mein Körper ist heruntergekommen, vollkommen aus der Form und das permanente Rauchen ist auch alles andere als förderlich. Ich habe in den letzten drei Jahren auch immer mal wieder den Versuch gestartet, zurück in den Trott zu kommen. Aber bislang war der innere Schweinehund zu groß. Meine Statistiken bei runtastic.com belegen das unwiderruflich in harten Zahlen. Aber sei es drum, ich muss es einfach wieder probieren. Muss zurück finden in den Trott.

Und so habe ich mich gestern wie vorgestern recht früh aus den Gesprächen nach dem Essen der aktuellen Fahrveranstaltung herausgezogen und bin ansatzweise oder besser vergleichsweise früh ins Bett. Um 5 Uhr war ich schon wach, um 6 Uhr bin ich dann losgelaufen. Ein absolute körperliche Qual. Und ich musste zudem – Höchststrafe für mich, denn ich habe im Kopf ja immer noch gespeichert, dass ich wie ein junges Reh mal eben 10 Kilometer am Stück laufen kann – hin und wieder sogar gehen, um mich zu erholen. Gestern waren es nicht ganz 5 km, heute dann nicht ganz 6 km. Von Glücksgefühlen kann ich nichts berichten, aber immerhin.

Mein kleiner Luxus ist jedoch, dass ich gerade in der Toskana am Drehen bin. Das Hotel liegt auf einer Anhöhe nahe dem Städtchen Siena, südlich von Florenz. Und wenn ich auch beim Laufen Tränen in den Augen hatte und mir teilweise nicht nur sprichwörtlich die Luft weggeblieben ist – Was für eine Landschaft! Was für ein Panorama. Allein deswegen hat es sich gelohnt. Ich habe tatsächlich vergessen, wie schön es auch ist, am frühen Morgen zu Laufen, wenn ein Großteil der Menschheit noch schläft oder eben gerade mal am Frühstücken ist. Nur ich und die Natur. Und ja, das ist auch in Bielefeld nicht anders. Ich erinnere mich an die Nebelschwaden über dem Obersee, die von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durchflutet werden. Wenn ich auch – was erwarte ich auch – noch keinerlei Effekt nach dem Laufen verspürt habe, allein für die Bilder, die ich – ganz im Stile Frederickens – in meinem Kopf heute morgen gesammelt habe, war es die ganze Mühe wert. Ein Bild habe ich dann auch noch schnell auf dem iPhone konserviert.

Wolfgang Würth hat sich diesen Monat als Laufziel 80 km gesetzt. Die will ich auch gerne schaffen. 10 von 80 habe ich an den beiden Morgen in der Toskana bereits erlaufen.

3 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.