Ich ehre Robert Basic ja seit ich ihn das erste Mal im Blog-Olymp gesehen habe. Nein im Ernst. Robert hat oft in meinen Augen eine so kauzige Meinung, dass es mich wirklich bereichert darüber nachzudenken. Wenn er™ also etwas auf seiner Facebookwand mit dem Worten „Top Artikel von Daniel Rehn. Grosser Weitblick mit Feinblick. Über Blogger und ihr teils angespanntes Verhältnis mit Kommunikationsprofis.“ anpreist, so gleicht das einem Lesebefehl für mich.
Daniel Rehn ist Blogger und Mitarbeiter der Hamburger Agentur achtung! Auf seinem Blog schreibt er über seinen Vortrag, den er neulich bei blogst-Konferenz gehalten hat.
Ich stehe Agenturen nicht grundsätzlich kritisch gegenüber, bei Achtung! hatte ich mich tatsächlich sogar mal beworben und hätte dort auch fast angefangen zu arbeiten, aber immer wenn ein Unternehmen eine Agentur zur Pflege der Blogger Relations einsetzt, habe ich fast ausschliesslich schlechte Erfahrungen gemacht. Schon allein Roberts kurze Zusammenfassung irritiert mich schon. „Über Blogger und ihr teils angespanntes Verhältnis mit Kommunikationsprofis“ Jetzt mal ganz ehrlich. Bestimmt haben die Agenturen ganz viel Kompetenz, bloss meiner Ansicht nach hört die spätestens bei dem, was man so allgemein hin als „social media“ bezeichnet auf.
Des öfteren habe ich schon bei einer Agentur gesessen oder mit einem Agentur-Mitarbeiter telefoniert und sollte doch mal eben kostenneutral eine Idee liefern. Was man so machen kann. Auf dem Blog, bei Facebook oder Youtube. Beim Kollegen Daniel liest sich das ein wenig verklausuliert „Blogger haben sich im Vergleich zu vielen Kommunikationsbeauftragten in den Unternehmen und auch Agenturlern mit einem entsprechenden Zeitaufwand ein eigenes Bild davon machen können, wie all die Plattformen funktionieren, weil die Zeit für Neugier und Experimentieren da ist bzw. man sie sich nehmen kann. Sie wissen um die Mechaniken und wie Communities sich verhalten.“
weil die Zeit für Neugier und Experimentieren da ist
Das darf man sich ruhig mal im Munde zergehen lassen. Weil die Zeit da ist. Ich bin selbstständig als Blogger und Youtuber. Ich arbeite mindestens 10 Stunden am Tag, in der Regel 6 Tage die Woche. Ich beschwere mich nicht, ich habe mir den Job ausgesucht und ich mag ihn richtig. Aber „Zeit ist nicht da bei“ mir. Aber ich nehme mir die Zeit an den Stellen, wo ich sie brauche, um ein Experte auf dem Gebiet zu werden, was mich ernähren soll. Ich betreibe einen Youtube-Kanal mit 62.000 Abonnenten, im Monatsdurchschnitt produzieren wir 15 Videos. Ich habe keine Zeit für irgendwas. Aber ich verdiene mein Lebensunterhalt mit meinen Projekten und darum investiere ich jede Minute, die ich mich freischaufeln kann, um mich fortzubilden. Denn nur wer das System versteht, kann erfolgreich sein. Dieses Privileg sich fortzubilden, steht wohl nicht nur mir zu, sondern auch jedem Kommunikationsbeuaftragten in den Unternehmen und auch jedem Agenturler zu.
„Die Posting-Frequenz geht nach oben und mit ihr die Zahl der Seitenaufrufe. Diese sind für Unternehmen wie auch viele Agenturen die wichtigste Hausnummer, wenn es darum geht ein Blog einzuordnen. Big Player oder Nische? Veteran oder Newcomer? Das Bittere: Für die kühl kalkulierenden Vertreter zählen am Ende wirklich nur die Zahlen. Die monatlichen Seitenaufrufe, die Posting-Frequenz, die sich daraus ergebenden durchschnittlichen Leser pro Artikel, die Anzahl der Kommentare, der ganze Rattenschwanz an Reichweite im Social Web, … allesamt Richtwerte um zu überlegen, ob man das Budget in Blogger Relations steckt oder nicht doch lieber den x-ten Banner.“
Das Bittere: Für die kühl kalkulierenden Vertreter zählen am Ende wirklich nur die Zahlen.
Mir fehlt vielleicht die Weitsicht – ich schmecke das Bittere nicht. Jeder Onliner, der seinen Job macht, weiss heute, welche Kennzahlen wirklich relevant sind. Weiss, dass Seitenaufrufe nur in Verbindung mit der Verweildauer gedeutet werden darf. Weiss, dass social media Signale bewertet werden müssen und reine Kontaktzahlen längst heute nichts mehr aussagen. Weiss, dass man Google Analytics Zahlen einfach öffentlich machen bzw anfragen kann – um mit Transparenz zu zeigen, dass man die entsprechende Reichweite hat. Zahlen bestimmen uns im Leben, warum sollte es rund um Blogs anders aussehen.
ob man das Budget in Blogger Relations steckt oder nicht doch lieber den x-ten Banner
Hier zeigt sich jetzt meiner Meinung nach das echte Problem der Blogger Relations durch Agenturen. Verkaufen wir dem Kunden Blogger Relations oder Banner. Die Agentur nimmt das Kuchenstück des Kunden und verfüttert es an Mitarbeiter und Eigentümer. Dann versucht man schnell die Krumen zusammenzukratzen und den „Bloggern“ als Teil des Kuchens zu verkaufen. Am Besten noch – wie oben beschrieben – ohne wirklich einen Hauch von Ahnung von der Materie zu haben. Zudem sollte eine durchdachte Kampagne auch beides bieten, die inhaltliche Zusammenarbeit mit Blogger wie auch die Buchung eines Banners.
„Die eigene Meinung wird hier und da ein wenig zurückgenommen, um einem potentiellen Partner nicht auf die Füße zu treten. Die nächste Anfrage kommt rein. Man ringt mit sich, ob man dieses oder jenes noch so schreiben kann. Eine weitere Anfrage kommt und nach dem zweiten Mal “Meinung hinterm Berg halten” ist das dann oftmals leider das falsche Signal im Sinne von “Wer lieb und nett ist und niemandem seine Meinung in den Rachen stopft, der kriegt die Aufträge, Angebote und Benefits”. Das ist ein Trugschluss. Ein ganz gewaltiger sogar.“ Für mich hört sich das alle sehr nach „Agentur-Gedanken“ an. Wir Blogger waren damals wild, frei und frech. Das gehörte zum guten Ton. Und jemand der sich auf eine Kooperation einlässt, ohne dafür zu sorgen, dass er sich selbst nicht verbiegen muss dabei, wird eh nicht lange überleben.
„Zum Verständnis: Auch in Kommunikationsagenturen sitzen verhältnismäßig wenig aktive Blogger, wenn man bedenkt, dass man hier von Kommunikationsprofis spricht, die die Materie (eigentlich noch besser) kennen müssten.“ Nein, Verzeihung, ich verstehe nicht. Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich nicht unlängst die Agenturen professionalisiert haben. Warum es nicht unlängst Kommunikationsagenturen gebildet haben, die sich eben auf Influencer Relations spazialsiert haben und von den anderen – offenbar weitestgehend in dem Bereich nicht mit Kompetenz gesegneten – Agenturen entsprechend gebucht werden. Wohl, weil man seinen Honigtopf so ungern teilt und heute, 2015, immer noch der Meinung ist, man könne doch Blogger für ein paar Krümel einkaufen und den ganzen Kuchen des Kunden für sich behalten. Dabei wäre es so einfach. Sie müssten sich eben nur mal mit Leuten wie mir zusammensetzen. Um wenigstens ein Hauch von Kompetenz aufzubauen. Es ist auch nicht so, dass ich noch nie gefragt worden bin. Es hat sich aber nie ergeben, weil meine nun ehemaligen Ansprechpartner tatsächlich nicht verstehen konnten, dass auch in einen Tagessatz habe.
Die Agenturen also versuchen an die Töpfe der Unternehmen ranzukommen. Über Projekte mit Bloggern gelingt das in der Regel auch. Blogger wiederum kriegen über diese Projekte die Möglichkeit zu wachsen, während Unternehmen so an ein Publikum rankommen, das man sonst nicht erreichen würde. Nämlich die Community des Bloggers, die Wert auf dessen Meinung legt.
Ein perfektes Schlusszitat. Die Agenturen brauchen Blogger um an das Geld der Unternehmen zu kommen. Und dieses Geld holen „wir Blogger“ uns unlängst selbst. Wir brauchen nämlich niemand, der – selbst ohne Kompetenz, weil keine Zeit oder Lust – versucht uns die Welt zu erklären, die wir geschaffen haben und jeden Tag neu bestellen. Natürlich haben sich die Blogger unlängst professionalisiert. Und das auch nicht erst letzten Sommer sondern wir tun das schon seit ein paar Jahren. Das Agenturgeschäft hat meiner Meinung und Erfahrung nach auf großer Breite versagt, dabei den Anschluss zu halten. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber die gibt es ja immer.
„Für all die Blogger da draußen gilt: Vernetzt euch noch mehr. Unterstützt einander. Verweist auf eure Stärken und helft bei euren Schwächen. Ihr müsst euch nicht unter Wert verkaufen und solltet niemals eure Meinung verbiegen, nur um jemandem zu gefallen. Das habt ihr nicht nötig.“ Ich weiss ja nicht, welche Blogger sich heute tatsächlich noch verbiegen, um einer Agentur oder eine Industriepartner zu gefallen. Ihr 5 – hört Euch diese Ratschläge gut an. Ich hingegen darf den Agenturen da draussen zurufen:
Bildet Euch weiter oder beschäftigt Experten. Vielleicht ist Euer Kunde noch nicht unzufrieden mit Eurer Performance, der Blogger wird es unlängst sein und worauf sollte er warten bevor er sich direkt an das Unternehmen wendet? Vernetzt Euch mit den Leuten aus der Szene, die schon etwas aufgebaut haben. Lasst Euch beraten und zögert nicht, die Experten gut zu bezahlen. Das kann beim nächsten Pitch durchaus den Ausschlag geben, dass das verkaufte Konzept sich zum ersten Mal auch umsetzen lässt und dazu auch noch funktioniert. Denn die Kommunikationsprofis in diesem Bereich seid schon längst nicht mehr ihr.
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