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High noon in der Mojave Wüste, Kalifornien, USA

2013 habe ich mich gemeinsam mit einer Gruppe von Bloggern auf einen Roadtrip von Loas Angeles nach Detroit begeben. Unter dem Motto #mbrt13 haben wir eine neue Mercedes-Benz E-Klasse zu ihrer Weltpremiere nach Detroit geleitet. Gleich am ersten Tag dieses, Verzeihung, legendären Trips sind wir von LA nach Flagstaff gefahren und haben unter anderen einen Mini-Stop in der Mojave Wüste eingelegt – wie auch im weiteren Verlauf des Tages in Las Vegas und am Hoover Staudamm. Für mich war dieser kurze Stop am Rande des Mojave Wüste ein einschneidendes Erlebnis. Direkt neben dem Highway I-15 so eine Ruheoase vorzufinden.

Wir hatten damals keine Zeit, um die Wüste weiter zu erkunden und ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass ich zurückkehren werde. Um ein wenig mehr von diesem amerikanischen Nationalpark in mich aufzusaugen. Gestern hatte ich dann endlich die Gelegenheit. Nachdem ich dem glitzernden Las Vegas ja gestern früh den Rücken gekehrt hatte, um den Sonnenaufgang im Red Rock Canyon zu geniessen, wollte ich nicht gleich wieder zurück in Stadt, die mir einfach ein ganzes Stück zu laut ist.

Also hies das Ziel im COMAND Online Navigationssystem meines Mercedes-Benz GLA 45 AMG (Link zu unserem Ausfahrt.tv Video Fahrbericht) dann auch Mojave National Preserve.

Selbstredend hat man unterschiedliche Möglichkeiten, die Wüste zu befahren. Und dummerweise habe ich nicht den Eingang gewählt, den wir letztes Mal genommen haben. Dort kommt nämlich wirkliches Wüstenfeeling auf mit einer großen kargen sandigen Fläche. Ich hingegen bin bei dem kleinen Städtchen Baker (Hier rühmt man sich übrigens, dass größte Thermometer der Welt zu haben – ich habe es gesehen, sieht aus, wie eine überdimensionale Säule zum Anzeigen von Spritpreisen, naja, so sind die Amis eben) in die Wüste gefahren. Mein eigentlicher Eingang wäre eine Abfahrt weiter gen Westen gewesen.

Auf den ersten Kilometern, Verzeihung Meilen, fährt man erstmal schnurstracks in die Majave Wüste hinein. Das ist recht unspektakulär, soweit man bei dem sich bietenden Panorma dies überhaupt so ausdrücken möchte. Was ich wohl sagen möchte, man sieht die ersten 10 Minuten immer noch die Interstate und Teile von Baker im Rückspiegel, so dass vom Verlassen der Zivilisation erstmal so nicht die Rede sein kann.

Bemerkenswert finde ich indes, dass sich die Landschaft ständig zu ändern scheint. Jede Meile bietet sich ein neuer Blick, so dass ein Bergmassiv je nach Sichtpunkt sich vollkommen anders präsentieren kann. Die Mojave Wüste ist alles andere als eine tote Landschaft. Überall spriessen kleine Pflanzen aus dem Boden. Hin und wieder sieht man kleine Vögel, ein paar Raben und einen Raubvogel habe ich auch nahe der Strasse erspähen können. Die erste halbe Stunde ist uns kein weiteres Fahrzeug begegnet. Nach einem Weilchen taucht dann der erste Joshua Tree, eine Pflanzenart aus der Gattung der Palmlilien (Yucca) in der Familie der Agavengewächse, die nur im Bereich der Mojave Wüste zu finden ist. Die älteren Semester erinnern sich vielleicht noch an das U2-Album „Joshua Tree“ von 1987 auf dessen Cover eben ein solche „Baum“ abgebildet ist. Der Joshua Tree hat mich dann auch die ganze Fahrt durch die Wüste begleitet. Beim Hineinfahren waren zunächst nur kleinere Exemplare zu sehen, die vereinzelt herumstanden. Kurz vorm Verlassen des Nationalparks im Norden habe ich quasi Wälder gesehen.

Dann habe ich noch eine kleine Kürbisart gesehen, die da direkt am Bahndamm wuchs. Die Kürbisse waren nicht viel größer als ein Baseball und werden wohl von den tierischen Wüstenbewohnern irgendwann geknackt und leer gefuttert bis nur noch ein dünne äussere Schale übrig bleibt. Ein Mercedes-Mitarbeiter erzählte mir von einem seiner Besuche in der Wüste, bei dem er just nach einer Regenzeit angereist kam, wo sich über große Teile der Wüste ein Blumenteppich mit Gänseblümchen-großen aber vielfältigen bunten Pflanzen gelegt hatte.

Ganz interessant sind auch die facettenreichen Berge und Hügel. Mal schwarzes Vulkangestein, mal brauner Stein, mal grauer Stein, mal stark zerklüfteter Fels, mal das Ganze in Rundgelutscht. Wirklich unglaublich vielfältig – zu Guter letzt sprechen wir hier ja „nur“ von Steinen.

Leider hatte ich auch nur begrenzt Zeit. Die ganzen Sehenswürdigkeiten habe ich erst gar nicht anfahren können. Der Weg war mein Ziel. Zudem ich die Art der Präsentation von Sehenswürdigkeiten in den USA eh nicht so toll finde. Ich erinnere mich exemplarisch an den Besuch des United States Holocaust Memorial Museum in Washington, wo der Holocaust zwar durchaus in seiner Schrecklichkeit dargestellt wird, das Ganze aber dennoch ein wenig an Disney World erinnert. Wer mehr Zeit mitbringt, kann in der Mojave Wüste einiges besichtigen. Ich empfehle hier zwecks Planung die Karte vom National Park Service. Interessierte Leser können auch Anhand der Karte sehen, wie ich gefahren bin.

Die Kelbaker Road auf der ich meine kleine Wüstenfahrt begonnen habe, endet nach etwa 30 Kilometer beim Kelso Depot Information Center. Hier bin ich dann links abgefahren und vorbei war es auch mit der Einsamkeit. Neben der Strasse verläuft eine einspurige Bahntrasse auf der man mit etwas Glück einen dieser ewig langen amerikanischen Güterzüge, die auf ihren Anhängern gleich zwei aufeinander gestapelte Übersee-Container tragen, sehen kann (Ich hatte Glück!). Auf der Kelso Cima Road sind mir dann auch allerlei Fahrzeuge entgegengekommen, dafür war dann auch die Strassenbeschaffenheit wesentlich besser. Teile der Kelbaker Road lassen gerade mal erahnen, dass es sich um eine asphaltierte Strasse handeln soll. Cima findet sich sogar als Eintrag im Navigationssystem, was umso verwunderlicher ist, wenn man dort ankommt. Ein verlassenes Geschäft und einem ausrangierten, hölzernen Pacific Union Container vor einem kleinen Schrottplatz ist nicht gerade die Form von Zivilisation, die man erwartet. Immerhin, es gibt dort einen öffentliches Telefon, was noch funktioniert. Wahrscheinlich auch unnötig zu erwähnen, dass man in der Wüste selbst kein Handysignal bekommt. Ab Cima wird dann die Joshua Tree Vegetation immer dichter und schwups, ein paar weitere Meilen über die üppig mit Schlaglöchern verzierte Morning Star Mine Road verlässt man das Areal auch schon wieder.

Am meisten hat mir allerdings der erste Streckenabschnitt gefallen. Links und rechts zweigen auch immer wieder sandige Wege ab, bei denen ich mich gefragt habe, wo diese wohl hinführen. Einmal habe ich einen schwer beladenen Pickup gesehen, der auf einem dieser Wege ins Nichts verschwunden ist. Ich war auch ansatzweise am Überlegen, ob ich nicht einfach mal so einen Weg ausprobiere, schliesslich ist der Mercedes GLA ja ein Kompakt-SUV und verfügt über einen Hauch von Bodenfreiheit. Aber dann ist er auch keine G-Klasse und ich wollte mir die Schmach ersparen mich irgendwo im Nichts festzufahren. Mit Sicherheit bietet die Wüste aber allerlei kleine Plätze, wo man sich auch in die Sonne legen kann, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen und sich von dem Vegas-Stress zu erholen.

Für mich steht fest, ich komme auf jeden Fall wieder. Ich bin ein wenig angefixt. Insbesondere zum ausgetrockneten Soda Lake möchte ich – da gibt es einen Punkt namens Zzyzx Desert Studies Center – da muss ich hin, ist klar oder? Auch möchte ich mir die Kelso Dunes ansehen und wenn genug Zeit ist, dann auch noch das Hole-in-the-Wall. Von Vegas sind es gerade mal 90 Minuten bis in die Wüste, ich hoffe es ergibt sich noch einmal die Gelegenheit. Dann vielleicht in einer Mercedes G-Klasse?